
Digital Public Health Podcast
In einer Welt, in der digitale Technologien tief in unseren Alltag eingebettet sind, steht die öffentliche Gesundheit an der Schwelle zu einer bedeutenden Transformation. Der "Digital Public Health Podcast" öffnet Dir die Tür zu den vielschichtigen Facetten dieses faszinierenden Wandels. In jeder Episode führen wir Gespräche mit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Politikerinnen und Politikern sowie Pionierinnen und Pionieren aus der Start-up-Szene, die an der Schnittstelle von digitaler Innovation und öffentlicher Gesundheitsförderung wirken.
Gemeinsam beleuchten wir nicht nur die Chancen, die digitale Gesundheitslösungen bieten – von verbesserter Informationsverfügbarkeit über die Stärkung präventiver Maßnahmen bis hin zum Kampf gegen globale Gesundheitskrisen. Wir setzen uns auch kritisch mit den Herausforderungen auseinander, die diese Technologien mit sich bringen, wie Ungleichheiten beim Zugang, Datenschutzprobleme und die Gefahr sinnloser Zusatzaufgaben oder gar Schäden durch die Nutzung digitaler Angebote.
Der "Digital Public Health Podcast" zielt darauf ab, ein Licht auf die Arbeit derjenigen zu werfen, die die digitale Transformation im Gesundheitswesen vorantreiben, und gleichzeitig einen kritischen Diskurs über die Notwendigkeit einer ethischen, gerechten und nachhaltigen Integration digitaler Technologien in die öffentliche Gesundheit zu fördern.
Egal, ob Du eine Expertin oder ein Experte auf dem Gebiet bist, oder einfach nur neugierig auf den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Gesundheit, dieser Podcast bietet Dir tiefe Einblicke, Inspiration und anregende Diskussionen. Begleite uns auf dieser wichtigen Reise, denn das Thema betrifft uns alle.
Digital Public Health Podcast
039 - Prof. Dr. Louisa Kulke: Eine Entwicklungspsychologin erklärt, was Bildschirme mit dem Gehirn machen
Im Gespräch mit Host Rasmus Cloes erzählte Louisa Kulke, Professorin für Entwicklungspsychologie an der Universität Bremen, wie digitale Technologien unsere Wahrnehmung, unser Lernen und die Entwicklung sozialer Fähigkeiten beeinflussen – von Babys vor dem Tablet bis hin zu Erwachsenen in der KI-Ära.
Louisa Kulke erklärt, dass schon Babys den Unterschied zwischen realer und virtueller Welt erkennen. In Experimenten zeigte ihr Team: Selbst drei Monate alte Kinder merken, dass man mit Menschen am Bildschirm anders interagiert als mit echten Personen. Babys zeigen Interesse, halten aber soziale Regeln ein, sie starren zum Beispiel Fremde in der Realität nicht an, obwohl sie neugierig wären.
Kleine Kinder lernen nicht über Bildschirme – auch nicht mit „Peppa Pig“ auf Englisch. Erst echte soziale Interaktion ermöglicht Spracherwerb und Lernen. Dieses „Medien-Defizit“ nimmt mit dem Alter ab. Gleichzeitig warnt Kulke: Digitale Medien können süchtig machen, vor allem, wenn das Gehirn – noch in der Entwicklung – die Selbstkontrolle nicht vollständig beherrscht.
In ihrer Forschung vergleicht Louisa echte soziale Interaktionen mit Video-Calls und virtuellen Szenarien. Ergebnis: Selbst Video-Gespräche oder Virtual Reality erreichen nicht die emotionale Tiefe realer Begegnungen. Das Gehirn reagiert anders und soziale Regeln wie gegenseitiges Wegsehen oder nonverbale Signale funktionieren digital kaum.
Louisa Kulke beschreibt, wie sich das Gehirn an digitale Reize anpasst. Wenn Kinder oder Erwachsene ständig 30-Sekunden-Videos sehen, gewöhnt sich das Gehirn an kurze Aufmerksamkeitszyklen – der „Dauerlauf“ langer Texte fällt schwerer. Trotzdem warnt sie vor Alarmismus: Jede neue Technik – vom Buchdruck bis zum Fernsehen – wurde zuerst verteufelt. Entscheidend sei, kritisch zu prüfen, was stimmt, ob bei TikTok, ChatGPT oder Tante Erna.
Kinder sollten digitale Medien erst unter Begleitung nutzen. Sie plädiert für frühe Medienbildung: Kinder sollen lernen, digitale Inhalte zu hinterfragen und selbst kreativ zu nutzen. Ihr Ausblick: Künftig will sie untersuchen, wie soziale Interaktionen mit Robotern funktionieren und ob Maschinen irgendwann menschliche Regeln wirklich verstehen können.
Timestamps
00:00 – Echte Welt vs. Bildschirm
04:10 – Lernen braucht Interaktion
08:15 – Warum Zoom & VR keine echten Begegnungen ersetzen
15:05 – TikTok, KI & das aufmerksame Gehirn
21:12 – Wann Kinder Medien nutzen sollten – und was Babys schon wissen
Staff:
Host: Rasmus Cloes
Producer: Maren Emde
Video Producer: Sebastian Budde
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