Digital Public Health Podcast
In einer Welt, in der digitale Technologien tief in unseren Alltag eingebettet sind, steht die öffentliche Gesundheit an der Schwelle zu einer bedeutenden Transformation. Der "Digital Public Health Podcast" öffnet Dir die Tür zu den vielschichtigen Facetten dieses faszinierenden Wandels. In jeder Episode führen wir Gespräche mit führenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, Politikerinnen und Politikern sowie Pionierinnen und Pionieren aus der Start-up-Szene, die an der Schnittstelle von digitaler Innovation und öffentlicher Gesundheitsförderung wirken.
Gemeinsam beleuchten wir nicht nur die Chancen, die digitale Gesundheitslösungen bieten – von verbesserter Informationsverfügbarkeit über die Stärkung präventiver Maßnahmen bis hin zum Kampf gegen globale Gesundheitskrisen. Wir setzen uns auch kritisch mit den Herausforderungen auseinander, die diese Technologien mit sich bringen, wie Ungleichheiten beim Zugang, Datenschutzprobleme und die Gefahr sinnloser Zusatzaufgaben oder gar Schäden durch die Nutzung digitaler Angebote.
Der "Digital Public Health Podcast" zielt darauf ab, ein Licht auf die Arbeit derjenigen zu werfen, die die digitale Transformation im Gesundheitswesen vorantreiben, und gleichzeitig einen kritischen Diskurs über die Notwendigkeit einer ethischen, gerechten und nachhaltigen Integration digitaler Technologien in die öffentliche Gesundheit zu fördern.
Egal, ob Du eine Expertin oder ein Experte auf dem Gebiet bist, oder einfach nur neugierig auf den Einfluss der Digitalisierung auf unsere Gesundheit, dieser Podcast bietet Dir tiefe Einblicke, Inspiration und anregende Diskussionen. Begleite uns auf dieser wichtigen Reise, denn das Thema betrifft uns alle.
Digital Public Health Podcast
040 - Prof. Dr. Tanja Schultz: Wie KI unseren Körper liest – die geheime Macht der Biosignale
Im Gespräch mit Host Rasmus Cloes erzählt Prof. Dr.-Ing. Tanja Schultz, wie sie am Cognitive Systems Lab der Universität Bremen an der Schnittstelle zwischen Körper und Künstlicher Intelligenz forscht. Ihr Team untersucht Biosignale – elektrische, akustische oder muskuläre Aktivitäten des Körpers – um daraus zu verstehen, wie wir uns verhalten und wie Maschinen daraus lernen können, uns besser zu verstehen.
Besonders stolz ist sie auf die Forschung zur lautlosen Kommunikation, bei der Sensoren im Gesicht Muskelaktivität messen und daraus Sprache rekonstruieren. Eine Chance für Menschen, die nicht mehr sprechen können.
Mit dem neuen Projekt Biosignals Hub will Tanja einen Ort schaffen, an dem Bürger:innen selbst erfahren, was es bedeutet, wenn Körperdaten gesammelt, geteilt und verarbeitet werden. Dafür entsteht in Bremen eine große Infrastruktur: Server mit 40 Petabyte Speicher, neue Sensorik und mobile Geräte, die Biosignale im Alltag aufzeichnen können. Die Teilnehmenden entscheiden selbst, wann und was sie aufzeichnen. Ein Gegenentwurf zu den undurchsichtigen Datensammlungen großer Tech-Konzerne.
Das Ziel ist nicht nur Forschung, sondern Aufklärung: Der Biosignals Hub soll Transparenz schaffen, welche Daten wir preisgeben und welche Macht darin liegt. Tanja betont, dass Menschen bewusst entscheiden sollten, ob und wie sie ihre Daten teilen wollen. Nur wer versteht, was gesammelt wird, kann sich wirklich dafür oder dagegen entscheiden. Bremen, so Tanja, sei mit seiner Universitätskultur und der Forschungsfreiheit der ideale Ort für dieses Projekt.
Parallel dazu arbeitet sie in der DFG-Forschungsgruppe Lifespan AI, die gemeinsam mit dem Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS Methoden entwickelt, um Gesundheit und Krankheit über die gesamte Lebensspanne vorherzusagen. Dabei werden Kohortendaten mit neuen Biosignal-Aufzeichnungen kombiniert, um langfristige Muster besser zu erkennen. So entstehen Brücken zwischen klassischer Epidemiologie und KI-basierter Sensorforschung.
Am Ende spricht Tanja über die gesellschaftliche Dimension ihrer Arbeit: Über Machtfragen, über die Verantwortung der Forschung und über neue Rechte, die wir brauchen – etwa das „Recht auf Vergessen“ in der KI. Sie fordert, dass Systeme lernen müssen, nicht nur Daten zu löschen, sondern auch das Gelernte wieder zu vergessen. Nur so könne Technologie menschlicher werden. Ihre Vision: eine digitale Zukunft, in der Aufklärung, Freiheit und Technologie nicht gegeneinander, sondern miteinander wirken.
Timestamps
00:00 – 00:03:30 · Einführung - was sind Biosignale
00:03:30 – 00:08:50 · Biosignale, Sensorik und der Weg zum Biosignals Hub
00:08:50 – 00:13:30 · Infrastruktur, Datenspende und Portal-Idee
00:13:30 – 00:20:50 · Lifespan AI, Kooperation mit dem BIPS und neue Forschungsansätze
00:20:50 – 00:32:00 · Ethik, Datensouveränität und das Recht auf Vergessen
Staff:
Host: Rasmus Cloes
Producer: Maren Emde
Video Producer: Sebastian Budde
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